mobil++

VerkehrsplanerInnen von morgen

Kurzbeschreibung

Im Rahmen von "mobil++" lernten Kinder in 5 Schulen des 2. und 20. Bezirks in Wien die komplexen Zusammenhänge zwischen Stadtstruktur, Verkehrsplanung, Mobilitätsverhalten und Nachhaltigkeit kennen.

In einem praxisbezogenen Ansatz bezogen auf die persönliche Alltagswelt der Kinder wurden Methoden der Forschung zu eigenem Mobilitätsverhalten sowie Verkehrserhebungen und Zählungen im Schulumfeld ausprobiert. Konkrete verkehrsplanerische Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit wurden gemeinsam mit den Kindern ausgearbeitet und in einem abschließenden Mobilitätsfest der Politik vorgestellt.

Hintergrund & Ausgangslage

Der motorisierte Individualverkehr ist in Wien die stärkste Emissionsquelle. Wien ist eine wachsende Stadt und die Überschreitung der 2-Millionen-EinwohnerInnen-Grenze liegt in greifbarer Nähe. Um die nachhaltige Entwicklung der Stadt zu fördern und zu vermeiden, dass durch den Städtewachstum auch die Umweltqualität abnimmt, sind nachhaltige Verkehrslösungen unabdingbar.

Das Mobilitäts­verhalten ist dabei ausgehend vom Individuum ein komplexes System zwischen Angebot und Nachfrage sowie Ursache und Wirkung. Die Verkehrsplanung in einer wachsenden Stadt wird zukünftig eine immer größere Herausforderung, die eines Verständnisses für die Wirkungs­zusammenhänge aber auch des technischen Know-hows der konkreten Simulation und Planung bedarf und ist daher als zukunftsweisendes Berufsfeld zu betrachten.

Ziel des Projekts war es, bereits frühzeitig ein Verständnis für die Wirkungszusammenhänge von individuellem Verhalten, der technischen Infrastruktur und damit Interesse für die Verkehrs­wissenschaft und Stadtplanung zu wecken. Gerade durch die persönliche Betroffenheit ist dies ein Ansatzpunkt, wo die Wissenschaft und Technik bereits im Schulalter mit unterschiedlichen Komplexizitätsgraden auf Verständnis stoßen kann. Den Kindern wurden Analysemethoden der Mobilitätsforschung und konkretes planerisches Handwerk vermittelt.

Schließlich konnte durch direkte Bewusstseinsbildung - quasi als hidden agenda - das Verständnis für die Auswirkungen des eigenen Verhaltens auf die ökologische Nachhaltigkeit nähergebracht werden und die Verantwortung für ein zukünftiges nachhaltiges Mobilitätsverhalten geweckt werden.

In Form von praxisbezogenen Workshops sollten die Kinder unter anderem gegenseitige Befragungen zum Thema Verkehr und Mobilität durchführen und ihre eigenen Erfahrungen im Bereich Forschung und Planung auswerten lernen. Hier war der Praxisbezug anhand konkreter Beispiele im direkten Schulumfeld mit direkter Betroffenheit gegeben. Das Thema "sicherer Schulweg" wurde hier aufgegriffen. Konkrete verkehrsplanerische Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation an den neuralgischen Punkten wurden unter Anleitung des Planungsbüros ausgearbeitet.

Schließlich wurde das Projekt möglichst realgetreu durch die SchülerInnen selbst der verantwortlichen Politik vorgestellt. Um ein Buddy-System unter den SchülerInnen aufzubauen, wurden die einfacheren bedürfnisorientierten Fragestellungen zum Thema Mobilität und Verkehr mit Volksschulklassen erarbeitet.

Darauf aufbauend wurden SchülerInnen mit komplexeren analytischen und lösungsorientierten Fragestellungen konfrontiert, die sich auf die Bedürfnisse der jüngeren SchülerInnen beziehen. Ergebnis des gesamten Prozesses waren konkrete Maßnahmenvorschläge zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Schulumfeld. Außerdem wurde mit dem Projekt Verständnis für zukunftsfähige, nachhaltige Mobilität geweckt und das Bewusstsein für das eigene Mobilitätsverhalten und dessen externe Effekte geschaffen.

Aktivitäten & Ergebnisse

Durch die Workshops in den Schulen und die Exkursionen wurden ProjektpartnerInnen und Schulen miteinander vernetzt. Beim Kick-Off-Treffen erfolgte die erste Vernetzung der VertreterInnen der Bildungseinrichtungen. Es wurden insgesamt 10 gemeinsame Projekttage mit den Schulklassen durchgeführt.

Die SchülerInnen hatten dabei die Chance, die Technische Universität Wien sowie die Möglichkeiten des Forschens an Universitäten kennenzulernen und auf spielerische Art und Weise wissenschaftliche Methoden der Datenerhebung (am Beispiel der Befragung) auszuprobieren. Weiters wurde das Interesse für eine technische oder planerische Ausbildung, insbesondere bei Mädchen mit Migrationshintergrund, geweckt.

In Form verschiedener Stationen an der Technischen Universität Wien wurden vom Team der TU Wien folgende Themen gemeinsam mit den SchülerInnen und Buddies bearbeitet:

  • Universität und Forschung (speziell im Bereich Raumplanung und Architektur),
  • Räume in der Stadt,
  • Verkehrsmittel und Mobilität,
  • Stadt und Infrastruktur,
  • Nachhaltigkeit und Ressourcen sowie
  • Mobilitätsforschung.

Vor allem die Station Mobilitätsforschung erbrachte durch Vor- und Nacharbeit des TU-Teams zusätzliche Ergebnisse, da nicht ausschließlich qualitativ über das eigene Mobilitätsverhalten sowie die subjektive Präferenz bestimmter Verkehrsmittel für bestimmte Wege (wie beispielsweise den Schulweg) mit den Kindern gesprochen und reflektiert wurde.

Zusätzlich wurde im Vorfeld ein quantitativer Fragebogen kindgerecht entworfen und graphisch innovativ gestaltet, um die kindzentrierte Perspektive auf Mobilität in Form einer gegenseitigen Befragung auch schriftlich festhalten zu können. Damit konnte unter anderem die Durchführung der nachfolgenden Workshops auf die jeweiligen Bedürfnisse der Schulen und Kinder angepasst werden und Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Kindern, den Schulstandorten und Schulen herausgearbeitet werden. Entstanden ist dabei ein umfangreiches Datenset, dessen Ergebnisse im weiteren Projektverlauf veröffentlicht werden konnten.

Die Workshops zum Thema "Mobilitätsforschung" wurden in den Schulklassen am jeweiligen Schulstandort durchgeführt. Durch zuvor aufbereitete, kindgerecht und altersspezifisch gestaltete Materialien und Methoden konnten die Kinder zu ihrem eigenen Mobilitätsverhalten als Output am Ende des Workshops eine Broschüre entwerfen. Die Verbreitung des Forschungs-Know-hows wurde dadurch bereits in dieser frühen Projektphase gestartet.

Highlights & Herausforderungen

SchülerInnen lernten verkehrsplanerische Erhebungs- und Analysemethoden kennen, konnten diese im Rahmen von Verkehrszählungen im näheren Schulumfeld aktiv ausprobieren und anschließend die Ergebnisse auswerten und interpretieren. Den SchülerInnen wurden die Erhebungsmethoden und Analysemethoden im Rahmen der Workshops gezeigt und sie konnten sie selbst (mit Begeisterung) aktiv anwenden.

SchülerInnen lernten die praktische Arbeit in einem Verkehrsplanungsbüro kennen. In Form von Exkursionen konnten sie dieses besuchen und den MitarbeiterInnen bei der Arbeit zusehen. Sie erhielten die Möglichkeit, einfache verkehrsplanerische Aufgaben am Computer zu lösen.

Das Bewusstsein der SchülerInnen für das Geschehen im urbanen Straßenverkehr sowie für die
Bedeutung nachhaltiger Mobilitätsformen wurde gestärkt. Das Interesse an technisch-planerischen Ausbildungen wurde (insbesondere auch bei Mädchen 
und SchülerInnen mit Migrationshintergrund) geweckt. Besonders das große Interesse und die aktive Teilnahme der SchülerInnen an den Workshops zeigte das Interesse für den Einblick in die technische Berufswelt.

Der Einsatz von weiblichen technisch ausgebildeten Role-Models mit Migrationshintergrund im Projektteam hatte eine sehr positive Auswirkung auf das Interesse von Schülerinnen mit Migrationshintergrund. Die Kommunikation zwischen Schülerinnen und Role-Models erfolgte teilweise in deren Muttersprache. Das Konzept des Einsatzes muttersprachlicher Role-Models, um das Interesse zu wecken, ist im Rahmen dieses Projekts voll und ganz aufgegangen.

Es wurde über die Projektlaufzeit hinaus eine Vernetzung zwischen VerkehrsplanerInnen, Schulen, engagierten LehrerInnen und SchülerInnen aufgebaut.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Dipl.-Ing. Andrea Mann

Projekt- und KooperationspartnerInnen

  • Traffix Verkehrsplanung GmbH
  • Technische Universtität Wien, Department für Raumplanung, Fachbereich Soziologie
  • Volksschule Darwingasse
  • NMS Pazmanitengasse
  • NMS Max-Winter-Platz
  • VS Europaschule
  • Integrative Lernwerkstatt Brigittenau

Kontaktadresse

DI Andrea Mann
Tel.: +43 (699) 123 63 162
E-Mail: andrea.mann@argemam.at