Fridolin auf Touren
Kurzbeschreibung
Ein zentrales Themenfeld der steirischen Wirtschaft und Forschung ist seit Jahren die Entwicklung und Umsetzung zukunftsfähiger Innovationen auf dem Sektor der Mobilität. Die Frage, in welcher Form auch in Zukunft Transport und Bewegung erfolgen und welche Energiequellen dafür genutzt werden können, stellt eine der Schlüsselfragen für die Erhaltung unserer Lebensqualität und die effiziente Nutzung von Ressourcen dar.
Mobilität liefert aber auch ein anschauliches Beispiel, um Kindern die Denk- und Arbeitsweisen von Naturwissenschaft und Technik näherzubringen. "Fridolin auf Touren" griff die für die Interessensentwicklung besonders bedeutsamen Altersstufen der frühen Kindheit und des Pflichtschulalters auf, entwickelte und implementierte nachhaltige Strukturen und Instrumente, um Kindern anhand von "Mobilität" altersentsprechende Zugänge zum regionalen Forschungs- und Innovationssystem zu ermöglichen.
Das spezielle Unterrichtsmodell "Forschen mit Fridolin" bezog Impulse aus verschiedenen Lernansätzen. Mit Einbindung wichtiger regionaler postsekundärer Ausbildungsstätten im naturwissenschaftlichen Bereich (TU, FH Joanneum) und der exemplarischen Betrachtung eines innovativen Wirtschaftsbetriebs (SOLID) bot das Projekt authentische Berufsbildbezüge sowie Perspektiven für die spätere Ausbildungs- und Berufswahl.
Hintergrund & Ausgangslage
Die steirische Wirtschaftsförderung bezeichnet Graz als innovative Region, betont aber gleichzeitig, dass ein Mangel an qualifizierten Kräften in naturwissenschaftlich-technischen Berufen droht. Um diesem entgegenzuwirken, werden vermehrt Initiativen gesetzt, um schon bei Kindern und Jugendlichen die Empfänglichkeit für Naturwissenschaft und Technik sowie ihre Neugier und ihren "ForscherInnengeist" zu wecken.
Wichtig dabei sind Kontakte zwischen Wirtschaft und Schule sowie handlungsorientierte Zugänge zu Technik und Forschung. Allerdings zeigt sich zunehmend, dass Projekte an außerschulischen Orten nur dann langfristige motivationale und lernwirksame Effekte erzielen, wenn sie auch sinnvoll ins Unterrichtsgeschehen eingebettet sind.
Für eine wirksame Vernetzung von Schule, Wissenschaft und Wirtschaft müssen daher drei völlig unterschiedliche Systeme mit jeweils eigener Denkweise, Arbeitsweise und Sprache in Einklang gebracht werden. Dies ist umso schwieriger, je jünger die Kinder und je komplexer und abstrakter die Arbeitsfelder sind.
Da gerade hinsichtlich der Interessensentwicklung der frühen Kindheit besondere Bedeutung zukommt, ist die Entwicklung von altersgemäßen Methoden und entsprechenden Strukturen zur Unterstützung des Dialogs zwischen Kindern und ForscherInnen und InnovatorInnen, sowie zur Ermöglichung authentischer Einblicke in Arbeitsfelder in Wissenschaft und Entwicklung äußerst wünschenswert.
Aktivitäten & Ergebnisse
Koordiniert und moderiert vom Team des Schulbiologiezentrums NaturErlebnisPark erfolgten Planungsgespräche mit allen Beteiligten des Projektkonsortiums. Den Auftakt des Projektgeschehens bildete ein Start-Workshop, in den alle beteiligten Personen aus Schule, Wissenschaft und Wirtschaft einbezogen wurden. Regelmäßige Projekttreffen sowie das Science Breakfast als Schnittstelle zwischen Entwicklung, Umsetzung und Begleitforschung gewährleisteten die Qualitätssicherung.
Zwei Themenschwerpunkte wurden jeweils in einer Version für den Kindergarten und für die Sekundarstufe I didaktisch aufbereitet, die entsprechenden Unterrichtsmaterialien und Lernstationen entwickelt und die Gesamtinszenierung im Schulbiologiezentrum eingerichtet.
Es wurden mit jeder Gruppe dieser Altersstufen zwei Forschungsabenteuer (insgesamt acht) durchgeführt. Es wurde eine Lernwerkstätte mit fünf umfassenden Experimentierstationen konzipiert und im Schulbiologiezentrum eingerichtet. Für jede der beiden Klassen der Sekundarstufe fand eine ganztägige Lernwerkstättenaktivität unter Einbindung von Studierenden und Lehrenden der Technischen Universität und Fachhochschule statt.
Das Projekt erzielte bei den SchülerInnen die beabsichtigte Wirkung: Das Interesse an naturwissenschaftlich-technischen Berufsfeldern und Tätigkeiten, insbesondere in den Bereichen Fahrzeugtechnik, Energietechnik und Informationstechnologie konnte sowohl bei Buben als auch bei Mädchen geweckt und über den Projektzeitraum erhalten werden. 35% der Kinder des Projekts wollten einen naturwissenschaftlich-technischen Beruf ergreifen, 50% von ihnen beabsichtigen die Wahl eines naturwissenschaftlich-technische Studiums.
Über den didaktischen Aspekt hinaus hatte das Projekt insbesondere Auswirkungen auf die Schaffung tragfähiger Kooperationsstrukturen zwischen Bildungswesen, Forschung und Wirtschaft. Die hier entwickelten Ansätze zeigten hohe Wirksamkeit darin, an die Problematik der Förderung von MINT- Berufen mit interdisziplinären Zugängen heranzutreten und das Potential der einzelnen AkteurInnen zu einem stimmigen Gesamtpaket zu verknüpfen und dessen Weiterentwicklung zu betreiben.
Highlights & Herausforderungen
Mit Begeisterung begleiteten über 150 Kinder zwischen drei und 13 Jahren "Fridolin auf Touren" durch die Welt der Mobilität und fanden so Zugang zu einem zentralen Themenfeld der steirischen Wirtschaft und Forschung. Spannende Forschungsabenteuer rund um die Handpuppe "Fridolin" bildeten den Rahmen für ein umfassendes Bildungsprogramm aus Hands-on Aktivitäten, IT-Applikationen, Unterrichtsbesuchen durch ForscherInnen und Studierende und Exkursionen in Wirtschafts- und Forschungseinrichtungen.
Das Projekt griff die für die Interessensentwicklung besonders bedeutsamen Altersstufen der frühen Kindheit und des Pflichtschulalters auf und entwickelte bzw. implementierte nachhaltige Strukturen und Instrumente, um Kindern anhand von "Mobilität" altersentsprechende Zugänge zum regionalen Forschungs- und Innovationssystem zu ermöglichen.
Inhaltliche Stimmigkeit und Kontinuität aller Aktivitäten konnte das, speziell vom Schulbiologiezentrum Graz entwickelte, Unterrichtsmodell "Forschen mit Fridolin" erreichen. Dieses Modell kombinierte didaktische Impulse aus Lernansätzen wie "Problem Based Puppet Science", "Anchored Instruction", "Game Based Learning" und "Forschend-entdeckendem Lernen".
Besonders hervorzuheben sind die im Projekt entwickelten Arbeitsstrukturen, die das institutionsübergreifende Arbeiten wirksam unterstützten und die als Basis für weiterführende Aktivitäten dienen können: Alle Beteiligten waren über eine Kommunikationsplattform vernetzt, in die auch von den Kindern über Tools der mobilen Dokumentation Inputs eingebracht werden konnten. Regelmäßige „Science Breakfasts" schufen einen informellen Rahmen zum Austausch zwischen der laufenden Unterrichtsentwicklung und den verschiedenen Strängen der Begleitforschung.
Verwertung & Dissemination
Das Projekt wurde mittels Publikationen und Tagungspräsentationen bereits im ersten Semester des Projekts in großem Umfang der fachlich einschlägigen Öffentlichkeit präsentiert. Der Schwerpunkt lag bei Personen, die in ihrem Berufsfeld mit der naturwissenschaftlich-technischen Bildung befasst sind:
- LehrerInnen,
- KindergartenpädagogInnen, aber auch
- MitarbeiterInnen von Science Center Einrichtungen.
Zusammenfassung & Fazit
Das Projekt "Fridolin auf Touren" stellte eine gelungene Verbindung zwischen formellem Lernen in Schulen und dem informellen Lernen in außerschulischen Bildungseinrichtungen, Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsbetrieben dar. Wichtige Pfeiler waren die Schaffung eines inhaltlich zusammenhängenden didaktischen Gerüsts und der Aufbau von institutionsübergreifenden Kooperationsstrukturen.
In vielerlei Bereichen konnte "Fridolin auf Touren" innovativ wirken: In der Entwicklung von kombinierten Unterrichtsansätzen aus Hands-on Didaktik und IT-Tools, im Entwurf neuer Erhebungsinstrumente der erziehungswissenschaftlichen Begleitforschung und in der Integration von Exkursionen in ein unterrichtliches Gesamtkonzept.
Die intensive Begleitforschung bewährte sich als adäquates Mittel der Qualitätssicherung - auftretende Mängel, z.B. in Materialien, konnten so rasch erkannt und behoben werden. Die Verbindung von didaktischer Forschung, Unterrichtsentwicklung und IT-Development bewirkte ein Gesamtangebot zur Förderung des MINT-Interesses, das auf die jeweiligen Zielgruppen abgestimmt war.
Mit dem im Projekt entwickelten Ansatz liegt ein durchaus zukunftsträchtiges Modell zur Vermittlung von Naturwissenschaft und Technik in authentischen Kontexten vor. Die Projekterfahrungen können zu einer generell veränderten Unterrichtskultur in den beteiligten Schulen beitragen. An einer Fortsetzung der Kooperation zur Weiterentwicklung und Beforschung des Konzepts wird von den Beteiligten jedenfalls gearbeitet.
Publikationen
Fridolin auf Touren - Bauanleitungen für Fahrzeuge
Das Video wird über Youtube bereitgestellt, dabei wird eine Verbindung zu den Servern von Youtube hergestellt (sh. Datenschutzerklärung).
Fridolin auf Touren - Lernwerkstatt
Das Video wird über Youtube bereitgestellt, dabei wird eine Verbindung zu den Servern von Youtube hergestellt (sh. Datenschutzerklärung).
Projektbeteiligte
Projektleitung
Schulbiologiezentrum "NaturErlebnisPark"
Projekt- und KooperationspartnerInnen
- S.O.L.I.D. (Gesellschaft für Solarinstallation und Design m.b.H)
- Technische Universität Graz - Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik bzw. Zentraler Informatikdienst – vernetztes Lernen
- FH Joanneum - Fahrzeugtechnik
- Schulbiologiezentrum NaturErlebnisPark
- Evangelischer Kindergarten Grabenstraße
- Städtischer Kindergarten Kleinoscheggstraße
- Praxisvolksschule Hasnerplatz
- Neue Mittelschule/Hauptschule der Ursulinen
- FH Joanneum - Informationsmanagement