Echoortung - Bildungsecho

Fledermäuse im Biosphärenpark Wienerwald - Kinder und Jugendliche aktiv in Forschung und Artenschutz

Kurzbeschreibung

"Quartiere suchen, Quartiere schaffen" war das Motto der Fledermauserhebung der Region Biosphärenpark Wienerwald. Nach einer Umfrage zum Wissensstand über das Thema wurden Aktionstage und Exkursionen angeboten, um ökologische und physikalische Besonderheiten der Fledermaus-Lebensweise zu erklären.

Da das Leben der nachtaktiven Tiere der menschlichen Beobachtung meist schwer zugänglich ist, wurden technische Hilfsmittel genutzt, um sie aufzuspüren. Mit Ultraschalldetektoren erhoben die SchülerInnen die Fledermausvorkommen in Schulen, Kirchen und Schlössern.

Die gewonnenen Daten wurden mit GPS verortet und in ein geographisches Informationssystem eingespeist. Neben der Erfassung von Quartieren trafen die Kinder und Jugendlichen im Biosphärenpark auch konkrete Schutzmaßnahmen für Fledermäuse: Sie bauten Fledermausbretter, die, an Gebäuden montiert, neue Quartiere bieten sollen. Für bereits entdeckte Quartiere wurde ein langfristiges BetreuerInnen-Netzwerk eingerichtet.

Hintergrund & Ausgangslage

Bei bisherigen Waldführungen und Exkursionen in der Region wurde die Zunahme von Wissensdefiziten bei Kindern hinsichtlich heimischer Tiere deutlich. Zum Teil sind selbst klassische Faunenelemente des Waldes wie Fuchs und Reh unbekannt. Diese Entwicklung ist besonders bei Arten bedauerlich, deren Lebensraum in enger Verbindung zum menschlichen Siedlungsraum steht.

Die Fledermäuse zählen zu diesen Arten. Kaum eine andere Tiergruppe vermag zudem so unterschiedliche Reaktionen von Faszination bis Abscheu hervorzurufen. Gerade die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung ist jedoch ein wichtiger Erfolgsfaktor für Schutzbemühungen zu Gunsten der zum Großteil gefährdeten Fledermäuse. Da das negative Image der Tiere vor allem Resultat unbegründeter Vorurteile sein dürfte, wird im vorgestellten Projekt besonderes Augenmerk auf Wissensvermittlung gelegt.

Die hoch spezialisierten Anpassungen von Fledermäusen an ihre Umwelt bieten den Vorteil, sowohl ökologische Wechselwirkungen als auch physikalische Grundsätze (z.B. in der Akustik) anhand eines lebenden Organismus erklären zu können. Die interessante Biologie der Tiere ermöglicht außerdem eine gute pädagogische Aufbereitung des komplexen Themas. Durch ihre nachtaktive Lebensweise bleiben Fledermäuse menschlichen BeobachterInnen üblicherweise verborgen.

Das Projekt gab Kindern und Jugendlichen die Chance, mit innovativen wissenschaftlichen Methoden dennoch Einblick in die Ökologie der Tiere zu bekommen. Die technischen Geräte (z.B. "Batcorder"), die dabei eingesetzt wurden, wären aufgrund ihrer Anschaffungskosten Kindern im Normalfall nicht zugänglich.

Die thematische Nähe zu laufenden Projekten der PartnerInnen aus der universitären und außeruniversitären Forschung gewährleistete die Aktualität der Bildungsangebote. Im größten Teil des Biosphärenparks Wienerwald gab es kaum aktuelle Daten über die Artengruppe Fledermäuse: das Vorhaben war das erste dieser Art in der Region. Ziel des Projekts war es daher auch, einen Grundstock für weitere Initiativen zum Thema zu schaffen.

Aktivitäten & Ergebnisse

Durch die Zusammenarbeit von Wirtschafts-, Forschungs- und SchulpartnerInnen wurde den beteiligten Kindern und Jugendlichen ein Einblick sowohl in die faszinierende Lebensweise der heimischen Fledermäuse als auch in die spannenden anwendungsbezogenen Aspekte der Ultraschallphysik geboten. Bei den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen wurde ein Bogen von erster Bewusstseinsbildung bis hin zur Teilnahme an Forschungsvorhaben und konkreten Artenschutzmaßnahmen gespannt.

Erster Schritt war dabei die Abfrage des bisherigen Wissensstands in der Region mittels Fragebögen. Angepasst an die so ermittelten Vorkenntnisse der Kinder und Jugendlichen wurden in Folge verschiedene Bildungsmöglichkeiten wie Fledermausaktionstage und Exkursionen mit den ForschungspartnerInnen und UmweltpädagogInnen angeboten. Die Kinder und Jugendlichen nahmen aktiv an der Fledermausquartiersuche teil. Sie lernten dabei angewandte Methoden der Fledermausforschung, wie die Handhabung eines Ultraschalldetektors (Batcorder), kennen.

Das unmittelbare Erleben der Rufe weckte sowohl Begeisterung für die außergewöhnlichen Anpassungen der Fledermäuse als sie auch zum Umgang mit technischen Hilfsmitteln zur Erfassung einer sonst so versteckt lebenden Gruppe motivierten. Um einen größtmöglichen regionalen Bezug zu gewährleisten, arbeiteten die jungen Nachwuchs-ForscherInnen in unmittelbarer Umgebung ihrer Schule. Darüber hinaus versuchten die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit den ForschungspartnerInnen, Fledermausquartiere in Kirchen und Schlössern des Wienerwalds ausfindig zu machen.

Neben den naturwissenschaftlichen Aspekten wurde auch die wirtschaftliche Anwendung von Ultraschall im Rahmen des Projekts vermittelt. Die SchülerInnen der weiterführenden Schulen setzten sich im Rahmen von interaktiven Vorträgen und Exkursionen intensiv mit dem Phänomen Ultraschall auseinander, lernten Geräte und Funktionen kennen, bei denen Ultraschalltechnik zum Einsatz kommt und erfuhren von den WirtschaftspartnerInnen, welche Berufsbilder damit verknüpft sind.

Highlights & Herausforderungen

Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen wurden konkrete Fledermausschutzmaßnahmen umgesetzt. Sie fertigten einerseits Fledermausbretter an, die in Folge an erfolgversprechenden Plätzen montiert wurden. Diese Methode stellt nicht nur einen Beitrag zum unmittelbaren Schutz der Fledermäuse dar, sondern bietet auch die Möglichkeit eines weiterführenden Monitorings. Im besten Fall erfahren die Kinder und Jugendlichen so einen langfristigen Erfolg ihres persönlichen Beitrags zum Artenschutz.

Im Zuge der geplanten Aktionen wurden auch die Familien der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt. Diese Multiplikatorwirkung der Nachwuchs-ForscherInnen stellte einen wichtigen Aspekt des Projekts dar.

Verwertung & Dissemination

Die regionale Öffentlichkeit wurde über zwei Artikel im Biosphärenpark-Newsletter und einen in der Biosphärenparkzeitung "Das Blatt" informiert. Weiters gab es bei den Bundesforsten zu Projektbeginn eine Intranet-Meldung, die sämtlichen MitarbeiterInnen österreichweit zugänglich war.

Auf der Website des Biosphärenpark Wienerwald Managements gab es eine Beschreibung des Projekts sowie weitere Berichte in der Fachzeitschrift "KOPFÜBER" der KFFÖ (Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich) und in den Niederösterreichischen Nachrichten.

Das Abschlusstreffen wurde als "Fledermausfest" organisiert und fand wie geplant im Festsaal der Unternehmensleitung der österreichischen Bundesforste AG in Purkersdorf statt. Die anwesenden ProjektpartnerInnen und SchülerInnen präsentierten eine Zusammenfassung ihrer Ergebnisse (Poster, Powerpoint-Präsentation).

Das Highlight waren die von der KFFÖ mitgebrachten Fledermauspfleglinge, die die SchülerInnen mit Mehlwürmern füttern konnten. Zudem wurden die SiegerInnen des Kreativwettbewerbs prämiert, die Papierfledermäuse gebastelt und Fledermauswaldbilder geklebt hatten.

Weiterführende Aktivitäten - Nachhaltigkeit

Ein Ziel des Projekts war es, langfristige Netzwerke zu schaffen, in deren Rahmen die Kinder und Jugendlichen sich gemeinsam mit ihren Familien auch weit über die Projektlaufzeit hinaus am Fledermausschutz beteiligen können. Ein Beispiel dafür ist die Etablierung eines QuartierbetreuerInnen-Netzwerks. Dabei übernehmen Freiwillige die Betreuung eines Quartiers in ihrer näheren Umgebung, eventuell sogar im eigenen Wohnhaus.

QuartierbetreuerInnen erhalten eine Einschulung und stehen in regelmäßigem Austausch mit einer unterstützenden regionalen Koordinationsstelle. Auch in die Nachbearbeitung der Erhebung wurden die Kinder und Jugendlichen miteinbezogen. Unter Mitarbeit der höheren Schulstufen sollen die Ergebnisse der Fledermaussuche auf digitalen Karten dargestellt werden. Die Jugendlichen lernen dabei den Umgang mit Geographischen Informationssystemen kennen. Sie erfahren, wie Artenschutz in der Region organisiert werden kann und welche technischen Methoden beim Schutzgebietsmanagement zum Tragen kommen.

Zusammenfassung & Fazit

SchülerInnen und Eltern waren vor allem von den Fledermaus-Exkursionen begeistert, wobei auch die weiteren angebotenen Aktivitäten wie z. B. die Einführung in (Naturschutz-) Datenverarbeitung mit GIS auf altersgemäß untypisch hohes Interesse bei den beteiligten Jugendlichen stieß. Das A und O des gelungenen Gesamtprojekts war die aktive Beteiligung der LehrerInnen, die sich sogar in ihrer Freizeit für die anstehenden Fledermausaktivitäten mit ihren SchülerInnen einsetzten.

In der Projektregion Biosphärenpark Wienerwald hat sich durch das Projekt in vielen Köpfen seiner BewohnerInnen die Einstellung zu Fledermäusen geändert. Einige hundert Kinder und Jugendliche haben - teilweise zum ersten Mal - von der faszinierenden Lebensweise unserer heimischen Verwandten erfahren. Sie trugen zum Schutz der flatternden Nützlinge bei und erlebten, dass gemeinsames Forschen Spaß macht.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH (Österreichische Bundesforste AG)

Projekt- und KooperationspartnerInnen

  • Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH (Österreichische Bundesforste AG)
  • Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich
  • Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung
  • Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Zoologie
  • HLW Biedermannsdorf
  • VS Sittendorf (VS Wienerwald)
  • AHS Perchtoldsdorf
  • VS Perchtoldsdorf
  • BG/BRG Purkersdorf, Standort Tullnerbach (Wienerwaldgymnasium)
  • VS Gaaden