FeMANUAL - Analyse geschlechtsspezifischer Unterschiede bei der Nutzung von Aufbauanleitungen
Kurzbeschreibung
Fragestellungen
- Was sind die relevanten Faktoren für eine frauengerechte Anleitung und wie sieht eine auf weibliche Präferenzen und Erwartungen abgestimmte Anleitung konkret aus?
- Wie wirkt sich eine solche Anleitung auf die Selbstwirksamkeit, die Kund:innenzufriedenheit, die Aufbaugeschwindigkeit und das Resultat des Aufbaus von Frauen und Männer aus?
Hintergrund des Projekts
Aufbau- und Montageanleitungen von Mitnahmeartikeln erfüllen oft nicht die geforderte Klarheit. Unter der Annahme, dass Frauen hinsichtlich der Verwendung dieser anders vorgehen als Männer, ist anzunehmen, dass gängige Aufbau- und Montageanleitungen eher auf die Bedürfnisse von Männern abgestimmt sein dürften. Es bestehen Unterschiede im Denken und Verhalten zwischen Frauen und Männern, welche sowohl von sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen, aber auch von biologischen Einflüssen geprägt sind.
Geschlechter-/Gender-Konzeption
Es wird von kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen und biologischen Unterschieden zwischen Frauen und Männern ausgegangen. Diese Unterschiede sollen bei der Erstellung einer frauengerechten Aufbauanleitung berücksichtigt werden.
Ergebnisse
Um den Einfluss einzelner Bestandteile von Aufbauanleitungen zu testen, wurden im Rahmen des Projekts zwei umfangreiche Versuche durchgeführt. Für diese Versuche wurden für ein definiertes Objekt (Matador-Ringelspiel bzw. im Feldversuch eigens designtes Mitnahmemöbelstück) auf Basis umfangreicher theoretischer Analysen verschiedene Aufbauanleitungen designt und mit Gender-Impakt-Faktoren versehen, die Frauen potenziell negativ beeinflussen könnten.
Es gab als Ausgangslage eine gute Aufbauanleitung, die als Referenzwert diente. Jene enthielt keine potentiell negativ beeinflussenden Faktoren für Frauen. Alle anderen Anleitungen enthielten jeweils einen der definierten Gender-Impakt-Faktoren, bezogen auf jeweils eine Hypothese - abgesehen davon waren die Anleitungen ident. Die definierten Gender-Impakt-Faktoren waren: Detailreichtum und Zahl der Arbeitsschritte, Größenverhältnisse, Text / Leserichtung, 3-D Bilder (mentale Rotation), Selbstwert.
Der erste Versuch wurde mit Hilfe eines Matador-Objektes (Ringelspiel) durchgeführt. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wurde ein weiterer Versuch mit einem Mitnahmemöbelstück (Kästchen) durchgeführt. Es nahmen je rund 100 Proband:innen (50 Männer, 50 Frauen) an den Versuchen teil.
Die Ergebnisse der Versuche zeigten, dass Geschlechtsunterschiede zwar vorhanden sind, diese aber je nach Produktausgestaltung variieren. Dem Stereotyp, dass Frauen grundsätzlich mit technischen Fragestellungen Schwierigkeiten haben, kann widersprochen werden. Vor allem die Ergebnisse des Matador-Labs zeigen, dass Frauen mit einer bedürfnisorientierten Aufbauanleitung gleich gut abschneiden wie Männer.
Bezüglich der nicht ganz so deutlichen Ergebnisse des Möbel-Feldversuches steht die Hypothese für Folgeforschung im Raum, dass der Aufbau eines Möbelstückes eher mit stereotypen Bedrohungen behaftet ist, als der Aufbau eines Kinderspielzeuges. Hier ist weiterer Forschungsbedarf gegeben.
Der auf Basis der Ergebnisse entstandene „Manual-Check" soll Hersteller:innen von Mitnahmeartikeln und Designer:innen von Aufbau- und Montageanleitungen die Möglichkeit bieten, einfach, eigenständig und Schritt für Schritt zu testen, ob ihre Anleitung geschlechtergerecht gestaltet ist. Anhand des Manual-Checks kann die Geschlechtergerechtigkeit der entsprechenden Anleitung evaluiert werden und er zeigt darüber hinaus Potentiale auf, in welchen Komponenten der Anleitung konkrete Verbesserungspotentiale liegen und wie diese genutzt werden können.
Dissemination der Ergebnisse
FeMANUAL als FEMtech Success Story
Publikationen
- Rohrer-Vanzo, Valentina, et al. (2016). Technical Communication in Assembly Instructions. An Empirical Study to Bridge the Gap Between Theoretical Gender Differences and Their Practical Influence. In: Journal of Business and Technical Communication 30.1; 29-58.
- Bericht in UVA-Revue, Fachzeitschrift der fenaco-Landi Gruppe, Ausgabe 02/2014 (in deutscher und französischer Ausgabe)
- Artikel in der Fachverband der Holzindustrie-ZEITSCHRIFT - 03/ 2014
- Valentina Rohrer-Vanzo (2014). Das Potenzial von Gender-Marketing für die Zielgruppe Frauen Eine exemplarische Darstellung anhand von zwei „traditionell maskulin konnotierten Bereichen": Technische Dokumentation in Aufbauanleitungen sowie Waldbesitz und -management. Dissertation. Universität für Bodenkultur Wien.
- Rohrer-Vanzo, Valentina (2013). Die Aufbauanleitung als Stolperstein: Konkrete Wirkung von Aufbauanleitungen auf Frauen und Männer. [Tekom Jahrestagung 2013 (Deutsche Gesellschaft für technische Kommunikation), Wiesbaden, 08.11.2013] In: Tekom, Tekom-Tagungsband.
- Verbreitungsworkshop / Stakeholderworkshop am 17.10.2013
- Bericht in Wood News, Ausgabe 167, Seiten 4-6, 2013
- Präsentation auf der SGA-ÖGA Jahrestagung 13.09.2013
- Artikel im ÖGA-Tagungsbeitrag 2013
- Bericht in Wood News, Ausgabe 134, 2011. Seiten 1 & 2., 2011
- Bericht in Wood News, Ausgabe 146, 2012. Seiten 2 & 3., 2011
Öffentlichkeitsarbeit
ORF Beitrag für das Format „Heute-Konkret", ausgestrahlt am 11.12.2012
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Projektbeteiligte
Projektleitung
Dr. Tobias Stern, Kompetenzzentrum Holz GmbH
Beteiligte Organisationen
- Kompetenzzentrum Holz GmbH (Projektkoordination)
- Microgiants Industrial Design GmbH
- Breitenfellner KG
- Gender Research - Empirische Sozialforschung, empirische Genderforschung und Genderwatching
Kontaktadresse
Kompetenzzentrum Holz GmbH
Dr. Tobias Stern
E-Mail: t.stern@kplus-wood.at