Marktreifes Plus-Energie-Büro
Ziel dieses Projektes war die integrierte technisch Konzeption eines Plus-Energie-Büros unter wirtschaftlichen Marktbedingungen für ein Büroprojekt mit rund 50.000 m² Bruttogrundfläche in Wien. Schwerpunkt bildete die Entwicklung eines haustechnischen Gesamtkonzepts. Die Verbesserung der thermischen Qualität der Gebäudehülle auf Passivhausstandard war selbstverständlich.
Eine Bedarfsanalyse in Form einer NutzerInnenbefragung wurde in bereits existierenden konventionellen und energiesparenden Bürobauten in Wien durchgeführt. Überraschend waren die Aussagen der Mitarbeiter:innen, dass eine Temperaturregelung pro Raum nicht von Relevanz ist, jedoch Raumluftqualität, Tageslicht und Lärm als wesentliche leistungsbeeinflussende Faktoren genannt wurden.
Durchführung
In Simulationen wurde gezeigt, dass die vier Bereiche Kühlung, Lüftung, Beleuchtung und Bürogeräte den größten Primärenergiebedarf haben. Bei der Kombination aller Einsparungsmaßnahmen konnte der Primärenergiebedarf auf mindestens ein Drittel des Ausgangswertes reduziert werden. Der Primärenergiebedarf inkl. Bürogeräte des Referenzgebäudes von 531 kWh/(m².BGF.a) wurde auf 172 kWh/(m².BGF.a) reduziert. Es wurde für Strom ein Primärenergiekennwert von 3,5 kWh/kWh und für Fernwärme von 1,0 kWh/kWh verwendet.
Durch die Verwendung eines Kreislaufverbundsystems kann zwar bei der Heizungsenergie noch eingespart werden, aber die Energie für das Befeuchten schlägt sich negativ auf das Gesamtergebnis nieder. Bei den beiden Flachbauten ist die Realisierung eines Plus-Energie-Gebäudes unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen technisch möglich, im Hochhaus aufgrund der im Vergleich zur Geschoßanzahl geringen Dachfläche nicht.
Der Vergleich auf Basis der errechneten Verbräuche zeigt, dass sowohl die allgemeinen Betriebskosten als auch der mieterspezifische Stromverbrauch des Referenzgebäudes auf rund 1/3 beim PEB reduziert werden können.
Ergebnisse
Die Mehrkosten für das Plus-Energie-Büro betragen rund 19 % bei einer Kostengenauigkeit von 10-15 %. Um Anreize für diese erhöhten Investitionen zu schaffen, soll die Vermietung in Form von „Warmmieten“ erfolgen. Bei diesem Modell bleibt die Gesamtbelastung für die Mieter:innen gleich, da der für die Refinanzierung erforderlichen höheren Nettomiete die Energieeinsparungen für Mieter:innen gegen gerechnet werden.
Beim Plus-Energie-Büro ist für die Mieter:innen mit erhöhten Aufwendungen zu rechnen, auch bei Realisierung im Passivhaus-Standard sind die Belastungen bei „Warmmieten“ für das gegenständliche Projekt um EUR 0,5/m²NF p.m. für die Mieter:innen höher. Trotzdem sieht das Projektteam Potentiale bei der Realisierung von Passivhaus-Bürogebäuden aufgrund der zu erwartenden Erhöhungen der Energiepreise und der Weiterentwicklungen und serienmäßigen, kostengünstigeren Fertigung von passivhaustauglichen Fassadensystemen.